Interview mit Bernd Wachter, Psyma Group AG & ADM e.V. „Der ADM empfiehlt allen Instituten und Anbietern von Markt- und Sozialforschungsdienstleistungen, sich auf der succeet25 zu präsentieren.“

Die Marktforschungsbranche in Deutschland zeigt sich stabil, aber mit moderaten Wachstumserwartungen, wie eine aktuelle Befragung des ADM zeigt. In einem Interview spricht Bernd Wachter, Vorstandsvorsitzender des ADM und CEO von Psyma über die Herausforderungen und Chancen der Branche, darunter die zunehmende Bedeutung von KI und synthetischen Daten. Er erklärt, warum die Verschiebung der succeet ins Frühjahr sinnvoll ist, welche Empfehlungen er für die Mitglieder im Hinblick auf die succeet25 hat und gibt einen Ausblick, was Besucher*innen vom Messeauftritt von Psyma und des ADM erwarten können.

succeet: Wie geht es der Marktforschungsbranche in Deutschland aktuell?

Bernd Wachter: Der ADM führt alle sechs Monate eine Konjunkturbefragung unter seinen Mitgliedern durch; die letzte im Juli dieses Jahres. Demnach war die Auftragslage bei 80 Prozent der Institute im ersten Halbjahr 2024 sehr gut oder gut. 22 Prozent berichteten von einer Verbesserung der Auftragslage gegenüber dem letzten Jahr, 27 Prozent von einer Verschlechterung und 51 Prozent sahen keine wesentlichen Veränderungen in der Auftragslage zum Vorjahr. Die Erwartungen für den weiteren Verlauf des Jahres 2024 sind allerdings nur vorsichtig optimistisch: 35 Prozent rechnen für 2024 mit einer Umsatzerhöhung, 45 Prozent mit einer Stagnation und 20 Prozent gehen von einem Rückgang aus.
Alles in allem lässt sich sagen, dass die Auftragslage in der Branche zwar stabil ist, die Erwartungen für das gesamte Jahr jedoch eher moderat ausfallen. Natürlich hängt dies auch mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in Deutschland zusammen, für die Wirtschaftsexperten mittlerweile eine Stagnation im Jahr 2024 prognostizieren.

succeet: Sie waren als Vorstandsvorsitzender des ADMs und auch als CEO der Psyma einer der Befürworter, der sich für eine Verschiebung der succeet vom Herbst ins Frühjahr ausgesprochen hat. Was versprechen Sie sich als Aussteller von der Verschiebung?

Bernd Wachter: Bislang fand die succeet immer im Herbst statt und war zuletzt für den November 2024 geplant, also sogar noch später als in der Vergangenheit. Das letzte Quartal ist aber immer das umsatzstärkste und arbeitsreichste für die Markt- und Sozialforschungsinstitute. In dieser Zeit ist es für viele Institute kaum möglich, auf Personal zu verzichten, da die Auslastung besonders hoch ist. Eine Messe im November hätte vermutlich zu zahlreichen Absagen geführt, da viele Institute schlicht kein Personal hätten freistellen können. Daher war die Verlegung der Veranstaltung ins Frühjahr eine unvermeidbare und sinnvolle Entscheidung. 

succeet: Wie bewerten Sie die Verschiebung als CEO der Psyma?

Bernd Wachter: Mir geht es da nicht anders, als den vielen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Instituten. Auch ich hatte immer Probleme, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, den Stand zu besetzen und Themen vorzubereiten. Auch war es kaum möglich, neben dem Projektgeschäft in der Jahresendrallye die Messe zu besuchen.

succeet: Welche Empfehlung haben Sie für Ihre Mitglieder in Bezug auf die kommende succeet25 im Februar?

Bernd Wachter: Die Branche braucht eine Messe, auf der sie sich präsentieren kann. Sie ist die einzige Veranstaltung, die eine so umfassende Plattform für den Austausch von Innovationen, Trends und Best Practices in der Markt- und Sozialforschung in Deutschland bietet. Auf der succeet können Anbieter ihre neuesten Dienstleistungen und Technologien einem breiten Fachpublikum präsentieren, wertvolle Geschäftskontakte knüpfen und ihre Sichtbarkeit erhöhen. Deshalb empfehlen wir allen Instituten und Anbietern von Markt- und Sozialforschungsdienstleistungen, sich auf der succeet zu präsentieren. Der direkte Austausch mit (potenziellen) Kunden, Partnern und Experten der Branche ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, neue Impulse zu setzen und das eigene Netzwerk zu erweitern. 

succeet: Welche aktuellen Themen müssen Ihrer Meinung nach in Wiesbaden diskutiert werden?

Bernd Wachter: Künstliche Intelligenz (KI) und synthetische Daten sind derzeit in aller Munde, auch in unserer Branche und waren auch DAS Thema auf der gerade zu Ende gegangenen ESOMAR-Konferenz. Sie bieten große Potenziale, stellen aber auch große Herausforderungen dar. Diese liegen darin, dass die Nutzung von synthetischen Daten – also künstlich erzeugten Datensätzen, die auf realen Mustern basieren – Transparenz und Genauigkeit erfordert. Es ist entscheidend, dass synthetische Daten und KI-gesteuerten Analysen valide sind und die bewährten Standards der Branche erfüllen. Hier geht es nicht nur um technische Präzision, sondern auch um ethische Fragestellungen und die Nachvollziehbarkeit der generierten Ergebnisse. Die Gefahr, dass durch automatisierte Systeme unerkannte Verzerrungen oder Fehler in die Ergebnisse einfließen, ist real und erfordert besondere Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang sind Qualitätssicherung und Transparenz zentrale Themen. Unternehmen müssen zeigen, wie die Daten generiert wurden, welche Methoden zur Sicherung der Datenintegrität eingesetzt werden und wie sie die Einhaltung ethischer Standards gewährleisten wollen. Darüber sollte ausführlich gesprochen und diskutiert werden. Nur so kann Vertrauen in diese neuen Technologien aufgebaut werden, während gleichzeitig die hohen Qualitätsansprüche der Branche gewahrt bleiben müssen.

succeet: Welche Neuheiten bringt der ADM mit auf die Messe?

Bernd Wachter: Der ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute hat 2024 einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Markt- und Sozialforschung unternommen, indem er einen umfassenden Nachhaltigkeitskodex für die Branche veröffentlicht hat. Dieser Kodex ist ein Meilenstein für die Branche, da er sich systematisch mit den zentralen Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzt und einen Rahmen bietet, wie Marktforschungsinstitute zu einer nachhaltigeren Welt beitragen können. Der Kodex basiert auf den drei zentralen Säulen: Ökologie, Soziales und Ökonomie, die einander gegenseitig bedingen und unterstützen. Der ADM-Kodex bietet den Instituten einen klaren Rahmen, wie sie sich nachhaltig aufstellen können. Auf freiwilliger Basis haben bereits eine Vielzahl von Instituten den Kodex unterzeichnet. Er dient als Werkzeug, um systematisch nachhaltigere Praktiken zu fördern und diese in den Kern ihrer Geschäftsmodelle zu integrieren.

succeet: Was können die Besuchenden auf dem Messestand der Psyma erwarten?

Bernd Wachter: Interessante Gespräche unter Kollegen und fachlichen Austausch. Natürlich werden auch wir über unsere KI-Anwendungen und die Erfahrungen damit informieren. Dafür stehen unsere Experten aus den Forschungs-Units Automotive, Konsum & Medien, Finanzdienstleistungen, Healthcare, E-Business, TK& IT sowie Industrie & Infrastruktur zur Verfügung. In einem Vortag werden Experten unserer Medienforschungsunit einen interessanten Case vorstellen und im Rahmen unserer Standpräsentation zeigen wir, wie effizient Forschungsfragen über unser Customer Feedback Lab beantwortet werden können. Am Abend des ersten Messetages laden wir die Besucher zur Happy Hour auf unseren Stand ein.   

succeet: Auf was freuen Sie sich besonders an den zwei Tagen in Wiesbaden?

Bernd Wachter: Ich konnte letztes Jahr leider nicht an der succeet teilnehmen, von daher freue ich mich darauf, den neuen Standort kennenzulernen, von dem ich viel Positives gehört habe. Und ich freue mich natürlich sehr auf den Austausch mit Branchenkollegen, Experten und potenziellen Partnern. Das Knüpfen neuer Kontakte und die Pflege bestehender Geschäftsbeziehungen stehen im Vordergrund. Neben dem formalen Networking bietet die Messe viele informelle Gelegenheiten zum Austausch, sei es bei einer Tasse Kaffee oder bei den verschiedenen Events am Abend. Dieser persönliche Dialog ist oft ebenso wertvoll wie die offiziellen Programmpunkte. Zudem kann das direkte Feedback von (potenziellen) Kunden auf der Messe wertvolle Erkenntnisse liefern. Außerdem freue ich mich auf die Fachvorträge, die wertvolle Einblicke und neue Ideen liefern können.

 

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