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Interview mit Christian Thunig, BVM 70 Jahre BVM: Gemeinschaft, Wandel und die Zukunft der Marktforschung im KI-Zeitalter

succeet: Im März kommenden Jahres wird der BVM 70 Jahre. Wie wild wird denn gefeiert?
Christian Thunig: Marktforschende feiern gerne, auch wenn man das nicht meint. Aber bei aller gebotenen Seriosität ist die Branche bei den großen Anlässen gerne beieinander – wenn es sein muss bis spät in die Nacht. Wir werden diesmal beim Get-together am Vorabend zum Kongress der Deutschen Marktforschung auch ein paar Rück- und Ausblicke von ausgewiesenen Größen der Marktforschungsbranche haben. Solche Anlässe sind immer auch Gelegenheiten zu reflektieren, wie wichtig eine starke Gemeinschaft ist, die für ein Ziel kämpft – nämlich gute Marktforschung, die im Zweifel das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Geschehen in unserem Land prägt.
Ein großes Jubiläum. Worauf blickt der BVM denn mit besonderem Stolz zurück?
Verbandsarbeit ist in diesen Zeiten herausfordernd: Jede Gemeinschaft, jeder Verein, jede Community stellt sich die Sinnfrage. Menschen und Organisationen wollen sich nicht mehr ohne Weiteres längerfristig binden. Dass es uns immer wieder gelingt, neue Mitglieder zu gewinnen, ist daher besonders bemerkenswert. Das zeigt, dass wir an den richtigen Themen arbeiten und für Unternehmen wie Marktforscherinnen und Marktforscher attraktiv sind. Unser Seminarprogramm ist hier Ausdruck des State-of the-Art in der Marktforschung, im Jahrbuch beleuchten wir die aktuellen Themen, und auf dem Kongress gibt es die Möglichkeit, sich dazu auszutauschen. Auch dass wir in der Fläche mit den Regionalgruppen mit sehr aktuellen Themen und Veranstaltungen so aktiv und so nah an den Akteuren in der Marktforschung sind, sehen wir mit Freude.
Sie sind maßgeblich für das Programm des Kongresses der Deutschen Marktforschung zuständig. Wo findet der Kongress statt und unter welchem Motto steht er?
Der Kongress findet diesmal in Berlin statt und steht unter dem Thema „Das muss gute Marktforschung in Zukunft können: Valide Daten, Methoden und Analytics im KI-Zeitalter“. Die Marktforschung hat sich immer als sehr wandelbar und innovativ erwiesen. In diesen Tagen ist genau diese Fähigkeit wieder gefragt, denn die Herausforderungen könnten größer nicht sein: Mehr Daten, Qualitätsthemen, mehr Automatisierung und mehr Disziplinen unter dem Dach der Marktforschung – und das in Verbindung mit dem mächtigen Tool der KI ergeben einen spannenden Mix für die Zukunft. Dabei bleibt eine Mission ganz zentral: Daten müssen valide und reliabel sein. Kein leichtes Unterfangen in Zeiten von Tool-Tsunamis.
Worauf dürfen wir uns beim Kongress inhaltlich freuen?
Wir wollen Orientierung bieten und sowohl die betriebliche als auch Institutsseite hören, wie sie mit den aktuellen Herausforderungen umgehen. Denn diese stellen nichts weniger als die Neuvermessung des Berufsbildes „Marktforschung“ dar. Zudem geht es auch darum, das Dunkelfeld, das die KI erzeugt, zu untersuchen, da selbstlernende Systeme selbst ihre Schöpfer immer wieder überraschen. Für die Marktforschung eine Challenge, da Reproduzierbarkeit einer unserer Grundfesten ist. Speaker wie Sebastian Uhle von Haribo, KI-Experte Dr. Steffen Schmid von concept AI und Marko Sarstedt von der LMU München haben bereits zugesagt.
Ein kurzer Ausblick: wo geht denn beim BVM im kommenden Jahr die Reise hin?
Das Jahresthema wird uns weiter begleiten. Die Jobbeschreibung in der Marktforschung wird sich weiter verändern. Diese Transformation zu begleiten und mitzugehen, um den Job von Marktforschenden beschreibbar zu halten, ist eines der großen Herausforderungen. Denn das ist nicht trivial. Wie sagte der Philosoph Wittgenstein so schön: „Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“. Nur wenn wir den Berufsstand kommunikativ fassen können, können wir relevant bleiben in der Nachwuchsförderung, in Gesellschaft und der Politik und Wirtschaft.
Mehr Infos zum Kongress finden Sie hier.
Christian Thunig ist Managing Partner bei der INNOFACT AG. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Markenführung und Medien. Zuvor war der diplomierte Kaufmann 17 Jahre bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Hier war er Chefredakteur und Objektleiter der absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing, Deutschlands führendem monatlichen Marketingmagazin. Er ist im Vorstand des BVM, des Berufsverbands Deutscher Markt und Sozialforscher e.V. sowie im Herausgeberbeirat der Plattform marktforschung.de.
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